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Bastard Operator IV

   

ZUM SATIRE-INHALT


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Echte Programmierer essen keine Quiche
Das usenet
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Bastard Operator 2
Bastard Operator 3
Bastard Operator 4








The Bastard Operator from Hell 


...

Drei Wochen später bin ich wieder auf den Beinen, hochgepäppelt von süßen Krankenschwestern, die um ihre Pensionsansprüche fürchten. Voller Energie sitze ich hinter meiner Konsole. Alles in allem, gar nicht so schlecht, die Zeit im Hospital; ich könnte Bäume ausreißen! Ich gehe rasch durch die angehäufte Usermail der letzten Wochen (nur damit ich nichts verpasse!), dann lasse ich die Studenten wissen, daß ich wieder auf dem Posten bin. Ein nicht angekündigter Wartungszyklus, mitten in der Hauptübungszeit; ich flippe den Restart-Schalter. Ein wohliges Gefühl breitet sich in mir aus. Sie werden mich dafür lieben! Ich blättere den Ausredenkalender um:

"TREIBHAUSEFFEKT"

JA!!! Willkommen zu Hause!

Es ist Monatsende. In Kürze werden diese ganzen unnötigen automatischen mailing lists das Netz überschwemmen. Ich korrigiere die Systemuhr um 7 Tage nach hinten, um mir die Performance nicht zu versauen und wechsele das neue Druckerband gegen mein Spezialband - drei Jahre alt, mit vielen hübschen Löchern. Ich grabe mich durch den Stapel snail mail, der sich angehäuft hat, und stürze mich als erstes auf das BOFH Journal "kill -9". Ein hübscher Artikel ist dabei, wie man Windows 95 grausam langsam und höllisch langweilig machen kann. Irgendwie schaut der Artikel aus, wie die normale Installationsanleitung für Windows 95 ... naja, wer weiß.

Ich blättere mich durch bis zur BOFH Expertenrubrik und schaue nach, ob irgendwelche Artikel von mir hineingekommen sind. Alle!!! Sogar der über den C++ Compiler, der per Zufall Klassen umbenennt und dies sogar im Sourcecode ändert!

Das Telephon klingelt. (Irgendwie habe ich fast darauf gewartet!)

"Mein Bildschirm ist dunkel!!!"
"Netzkabel!" sage ich.
"Nein, das hab' ich schon überprüft. Wenn
ich einschalte, passiert einfach nichts!"
"Netzkabel!" sage ich.
"Nein! Das Netzkabel steckt richtig drin.
Auch die Leuchtdioden am Keyboard
leuchten nicht!"
"Das Netzkabel!" sage ich.
"Oh, Moment mal. Das Kabel ist nicht richtig
eingesteckt!"
"Das Netzkabel?" frage ich.
"Ja ... Sch....."
"Macht ja nix", sage ich, "Funktioniert jetzt alles
wieder?"
"Ja, ich glaub' schon. Tut mir leid. Sie haben
natürlich recht gehabt."
"Tja, wir bekommen das häufig in letzter Zeit. Der
Grund liegt wahrscheinlich am zunehmenden
Treibhauseffekt. Die globale Erwärmung verursacht
stark statistisch variierende thermale Kontraktionen,
welche wiederum temperaturinduzierte Bewegungen
hervorruft, deren Reibungskoeffizienten zu Adhäsion
am Plastikteilen führen kann..." Ich lausche
aufmerksam. Nichts. Mit anderen Worten,

[DUMMY MODE ON]...

"Sie können sich zukünftig davor schützen, wissen
Sie..."
"Wirklich? Wie denn?"
"Es reicht im Prinzip schon, eine schwach basische
Minerallösung auf die Metallkontakte aufzubringen."
"Oh!"

[IRREVOCABLE DUMMY MODE ON]

"Ganz einfach. Alles was Sie machen müssen, ist den
Stecker vom Gerät abziehen und eine schwach
basische Salzlösung in die Schlitze zu träufeln.
Haben Sie eine schwach basische Lösung zur Hand?
So etwa pH 7?"
"Äh... nein?"
"Macht auch nichts. Stecken sie den Stecker einfach
in den Mund und lassen Sie Speichel hineinlaufen.
Speichel ist schwach basisch, und er hat
Mineralsalze. ABER wischen Sie den Stecker vorher
sorgfältig sauber, wegen Keimen und so. Und,
SCHALTEN SIE UM GOTTES WILLEN VORHER
DEN MONITOR AB - wir wollen doch nichts
riskieren!"
"Oh. Gut!


Als der Hörer auf den Boden knallt, lege ich auf. Speicherplatz ist viel zu gut für die!

Ich komme zur Arbeit, aber ich bin nicht ausgeschlafen. Also klemme ich ein Stück Kupferschiene über die drei Phasen der Hauptversorgung und werfe den Hebel herum. Als die Hauptsicherungen herauspfeifen, wird es dunkel und endlich mal wird es still im Rechnerraum. Es gefällt mir.

Ich schnippe den Hörer von der Gabel und schließe die Vorhänge vor dem Beobachtungsfenster. Jetzt ist es WIRKLICH dunkel hier drin. Würde mich nicht wundern, wenn jemand einen Unfall hätte... Ich taste mich in der Dunkelheit zum Eingang und entferne ein paar der Bodenplatten, die die tiefen Kabelschächte unter dem Rechnerraum abdecken. Dann rufe ich unsere Service-Firma an und sage, daß der Mini wieder mal die Hauptsicherung geschossen hat. Ich ersetzte die geschossenen Sicherungen durch ein paar Nägel und schließe die Versorgungsleitungen gegen Masse kurz. Auf so was kann man nicht hoffen, man muß es MACHEN!

15 Minuten später erscheint der Techniker und fliegt in den Kabelschacht. Ich schiebe die Bodenplatten zurück an ihren Platz, als der System-Manager - ein neuer, schrecklich gründlicher Typ - hereinkommt und mir sagt, ich solle mich vorsehen. In dieser Dunkelheit könne jemand leicht einen Unfall haben...

Ich nicke und sage ihm, daß wir uns diese Ausfallzeiten eigentlich nicht leisten können und ob ich nicht einfach die Hauptsicherungen wieder einschalten soll, in der Hoffnung, daß nicht Ernsthaftes passiert sei. Nach einiger Meditation über die Negativ-Schlagzeilen, die wir mit jeder verstreichenden Minute anhäufen, macht er die letzte Entscheidung seiner steilen, aber kurzen Karriere: Er sagt, ich soll's versuchen.

Später, nachdem sich der Rauch etwas gelichtet hat, untersuche ich die brutzelnden Reste unseres Minis. Kein sehr schöner Anblick... "Komisch, daß die Hauptsicherungen geklemmt haben, nicht?" sage ich zum System-Manager, während er seine persönlichen Sachen einsammelt. "Eine Chance von 1 zu einer Million. Zu dumm, daß Sie jemand beobachtet und die ganze Geschichte nach comp.misc geposted hat. Nach all der schlechten Presse können Sie froh sein, wenn Sie einen Job finden, in dem Sie einen Taschenrechner managen dürfen..." Ich geh' zurück in den Kontrollraum und schalte die restlichen Sicherungen wieder ein. Der Rechnerraum belebt sich wieder. An der Konsole steht: ein letzter Gruss des verschollenen Technikers aus der Hölle!

Ich logge mich ein und beginne, User-Email zu löschen. Dabei entdecke ich einen interessanten sexuellen Antrag unseres Consultants an ein männliches Mitglied der Wasserball-Mannschaft. Das gibt ein hervorragendes motd ('motiv of the day'); deshalb kopiere ich es dorthin. Dann ändere ich den root Account nach 'Winker' und das Passwort nach 'ljkadlkajflkj'. Dem großen Häuptling sage ich am Telefon, daß ich einen Einbruch vermute. Bis wir das genauer untersucht haben (ein paar Stunden wird's schon brauchen), bleiben die anderen Accounts gesperrt. Die Leute werden in der Zwischenzeit die motd lesen...

Zumindest einer hat's schon gelesen, denke ich, als wir einen Schuß aus dem Büro des Consultants hören. Inzwischen editiere ich die Online-Hilfe und ändere die Nummer der Hotline - der System Manager wird sich über all die extra Anrufe freuen; besonders in so einer traurigen Zeit.... Ein zweiter Schuß, und mir wird klar, daß er heute wohl keine Anrufe mehr annehmen wird.

Ich blättere den Ausredenkalender um und lege den Hörer auf die Gabel.

"PROBLEME BEI DER STROMVERSORGUNG".

Zu realistisch.

"STATISCHE AUFLADUNGEN".

Immer noch ein wenigzu realistisch für meinen Geschmack, aber ich lasse es gelten. Immerhin soll der Kalender noch bis zum Jahresende reichen.

 

Das Telefon klingelt, gerade als ich ich 'Top Gun' in der Maschine habe. Ich pausiere das Video und klemm' mir den Hörer unter's Kinn.

"Ich fürchte, ich habe eine schlechte Floppy
Disk gekauft."
"Tatsächlich?" Bin ich jetzt bei der Stiftung
Warentest, oder was?
"Naja, ich hab' da diese Disk und sie läßt sich
nich' formatieren. Aber alle anderen in der
Schachtel gingen. Also muß ich wohl eine
schlechte erwischt haben..."
"Darf ich fragen, warum Sie deshalb bei MIR
anrufen?"
"Naja, auf der Schachtel steht was von
Garantie; wo kann ich einen Ersatz
bekommen?"
Ah! Alles klar! "Schaun' wir mal. Sind Sie ganz
sicher, daß es an der Disk liegt und nicht irgendwie
mit statischer Aufladung zu tun hat?"
"Häh?"
"Statische Aufladung, Sie wissen schon, statische
Elektrizität, die Sie mit ihren Fingern auf das Gerät
übertragen."
"Aber ich trage ein geerdetes Armband!"
Spätestens jetzt weiß ich, wo ich bin: im tiefen Tal
der Super-Deppen. Geerdete Armbänder gehören in
unseren Kreisen nicht gerade zum
Mode-Accessoire...
"Natürlich, aber die Standard-Armbänder, wie Sie
eins tragen, haben einen 1 Megaohm Widerstand in
Reihe geschaltet; eine ziemlich schlechte Erdung
also. Was Sie bauchen, ist eine direkte
Erdverbindung. Am besten fassen Sie mit einer
Hand an ein Gehäuse, das richtig geerdet ist."
"Äh, zum Beispiel unseren Stahl-Labortisch?"
"Hervorragend. Jetzt, haben Sie etwas, um die
Aufladung abzuleiten? Zum Beispiel eine
Büroklammer?"
"Moment...ja."
"Gut. Dann stecken Sie jetzt mit der ANDEREN
Hand die Büroklammer durch die
Ventilationsschlitze auf der Rückseite. Berühren
Sie einfach kurz das Ende des dicken roten Kabels.
Dabei aber NICHT den Tisch loslassen. Sie
müssen immer gut geerdet bleiben..."
[raschel] [hantier]
"Meinen Sie das Kabel, das zum Netzteil
führt?"
"Genau, halten Sie da drauf."
"...Aber ist das nicht..."


Und wieder ein Anruf erfolgreich beendet. Ich nehme den Brieföffner und schneide eine weitere Kerbe in das dicke gelbe Ethernetkabel, das dekorativ hinter dem HELPDESK FROM HELL vorbeiführt.


Mein neues Login Skript nimmt allmählich Formen an. Tatsache, es ist fast schon idiotensicher. Zum Beispiel erscheint beim Login folgender Prompt auf dem Bildschirm:

"Yes means No and No means Yes. Delete all files? [Y]"

Ich mach' mir nämlich wirklich Sorgen über die vielen Einbrüche ins System in letzter Zeit... Dem Systemmanager macht das nichts aus - seltsamerweise. Er jammert immer nur über die hohe Zahl von computerverursachten Todesfällen auf dem Campus. Die Welt wird immer verrückter! Ich blättere den Ausredenkalender um.

"DOPPLER EFFEKT"

Klingt so idiotisch, daß es schon wieder realistisch wird - wenn man etwas nachhilft, natürlich.

Das Telephon, der Fluch meines Lebens, läutet.

"Hallo, Kontrollraum", sage ich hilfsbereit.
"Ist dort die Technik?" fragt jemand.
Erstaunlich, wieviel stocktaube User wir haben, und
warum sie dann noch telefonieren, statt mir eine email zu
schicken. Zum Teufel, es ödet mich schon wieder an...
"Jawohl", lüge ich (Nixon hätte noch von mir lernen
können).
"Ich hab' ein Problem mit meinen
Floppy Laufwerk. Es scheint manchmal
nicht zu lesen."
"Hmm. Wie alt ist das Laufwerk?"
"Etwa ein Jahr..."
"Und es geht manchmal nicht, aber manchmal
funktioniert's. Und die Ausfälle werden immer häufiger?"
"JA, GENAU!"
"Aha, ein klarer Fall von magnetischem Dopplereffekt..."
"Ich dachte, das gibt es nur mit Licht-
und Schallwellen?"
[BULLSHIT MODE ON]
"Schon. Aber man hat kürzlich entdeckt, daß sich die
magnetische Bindung von Partikeln auf schnell
rotierenden Oberflächen ändern kann, vor allem wenn der
Kopf relativ dazu feststeht und ganz leicht magnetisiert."
"Ah. Oh."
"Also müssen Sie dringend den Kopf entmagnetisieren.
Haben Sie eine Floppy- Disk-Entmagnetisier-Schleife?"
"Äh ... nein?"
"Na schön. Dann müssen wir es auf die direkte Methode
probieren. Haben Sie die Orginal-Disketten Ihrer
Software greifbar?"
"Ja."
"Ok. Stecken Sie sie in Ihr Laufwerk und formatieren Sie
sie."
"WAS?!"
"Keine Sorge, es passiert nichts - das Laufwerk
funktioniert ja nicht, ok? Was passiert, ist folgendes: die
unverdorbenen magnetischen Felder auf den
Orginal-Disketten überlagern die magnetischen Störungen
im Schreib-/Lesekopf, einfach weil diese Disketten mit
einem Laufwerk geschrieben wurden, das keinen
Dopplereffekt hat."
"Ah, verstehe."
"Also. Und wenn ein Schreib-Fehler gemeldet wird und
das Programm fragt, ob es weitermachen soll, tippen Sie
ein 'yes'. Machen Sie das mit allen Orginal-Disketten, die
Sie finden können - je mehr, desto besser. Dann lassen Sie
eine normale Reinigungsdiskette durchlaufen. Die entfernt
dann die freien magnetischen Partikel, die noch auf dem
Kopf kleben."
"Oh. Ok, vielen Dank."
"Keine Ursache - ICH MACH' NUR MEINEN JOB."

 

Ich lege auf, und sofort läutet es wieder. Es ist der Boss.

"Simon, könnten Sie mal in mein Büro kommen?"
So schnell ich kann, drücke ich den Panik-Knopf am LAN-Analyser, genauer gesagt, den 'Generiere-90%-Zufallspakete-Knopf'. "Aber sicher. Soll ich gleich kommen oder..."

Das andere Telephon läutet. Ich klemme es mir unters Kinn.

"Hallo, Computer Kontrollraum. Simon am Apparat.
Wie kann ich Ihnen helfen?"
"DAS NETZ IST WEG. ALLE UNSERE
PCs HÄNGEN!" kreischt die Stimme aus
dem einen Telefon ins Mikrophon des
anderen.
"Aha", sage ich ruhig und souverän. "Ja, ich kann's
auf unserem Monitor sehen. Schaut aus wie ein
schlechtes Thinwire-Segment -warten Sie, ich
versuche, es 'rauszunehmen."
Ich drücke den 'Beförderungsknopf' (AKA 'Stop
Traffic Generation') am LAN-Analyser, ...
... und fast sofort schreit der User:
"Phantastisch. Es geht alles wieder. Danke."
"Keine Ursache. Schönen Tag auch."

Der Boss hat alles mitgehört. Also, schätze ich, wird der Besuch bei ihm nicht allzu schlimm ausfallen. Ich sage ihm, daß ich sofort 'runter komme, sobald ich das Netz wieder stabil habe, und lege auf. Auf dem Weg nach unten erfinde ich ein neues Blendwort - das macht das Management immer glücklich. 'Vollständige Übertragungstrennung'. Klingt viel besser, als 'Stecker-Ziehen'. Wie 'Master-Reset' besser klingt als 'Ausschalten'. Ich komme in sein Büro und der Personal-Chef ist auch da. Ah-oh.

"Simon, hätten Sie Lust, unser
System-Manager zu werden?"
"?!!! Äh...ich weiß nicht. Eigentlich mach' ich
lieber..."
"Zehn Tausender extra im Jahr, Porsche als
Firmenwagen..."
"Roter Carrera Cabrio?"
"Ok."
"Gebongt!"

....und so endet die Story, wie sie schon früher hätte enden sollen.