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{Spoken: For millions of years mankind lived just like animals | |
'There's a silence surrounding me |
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{Spoken: It doesn't have to be like this | |
'Why won't you talk to me |
I feel like I'm drowning |
{Spoken: It doesn't have to be like this |
Nach mehreren Tagen der Vorbereitung fanden sich zur Mittagszeit des 30. März 1994 ein große Anzahl von Fans vor den Toren des Joe Robbie Stadium in Miami, Florida ein. Die Stimmung war geprägt von Neugierde und Erwartung, denn zum ersten Mal seit 7 Jahren würden Pink Floyd an diesem Abend in den USA auftreten; außerdem war das neue Album "The Division Bell" erst für den 5. April als Veröffentlichungstermin in den USA angesagt und mit Ausnahme von 'Keep Talking', welches in einer Sonderauflage an die Radiosender verteilt worden war, hatte man noch nichts von dem neuen Album hören können.
Am Nachmittag schlug die Neugierde in Euphorie um, als aus dem Stadion heraus plötzlich hämmernde Gitarrentöne erschallten, die sich als 'Astronomy Domine' entpuppten - Pink Floyd probten diesen lange nicht mehr live gehörten Titel zwei Mal für die Aufnahme der Singlerückseite von 'Take it Back' (Anm.: Die späterhin als B-Seite der Single erschienene Live-Version ist übrigens eine "Fälschung". Hier bekommt man nicht die Version des Liedes zu hören, die während dem Konzert gespielt wurde, sondern vielmehr die zweite Version von den nachmittäglichen Proben, welche im Studio mit ensprechenden Geräuschen eines fiktiven Publikums unterlegt wurde - ein Vorgehen, welches bei Pink Floyd späterhin zur Mode werden sollte).
Nach dem Betreten des Stadions präsentierte sich den Zuschauern eine Bühne, die in ihrem Aussehen äußerst außergewöhnlich ausgefallen war. Pink Floyd wollten weg von dem kastenförmigen Bühnenentwurf und hatten sich letztendlich für die äußere Form einer Muschel entschieden. An den Seiten der Bühne stand jeweils ein Gerüstturm, in dessen unterer Hälfte Lautsprechersysteme bogenförmig angeordnet waren und dessen oberes Ende von einem höhlenartigen Aufbau gekrönt war. Wie gewohnt befanden sich wieder mehrere Boxentürme im Zuschauerraum, das Zelt mit dem Mischpult in der Mitte des Stadions hatte sich jedoch auf die Ausmaße eines Sattelschleppers vergrößert. Den Fans fielen aber noch zwei weitere Dinge auf, die sie verwirrten: Es waren keine Stahlseile über dem Stadionrund gespannt und - was einige schon daran zweifeln ließ, daß es sich wirklich um ein Konzert von Pink Floyd handelt - Mr. Screen war weit und breit nicht zu sehen.
Die letzen 20 Minuten vor dem Konzert erschallten jedoch wieder die vertrauten Geräusche von Wasserfällen, quakenden Fröschen und vorbeifliegenden Flugzeugen, die fließend in Morsezeichen und das Megaphon-Geplapper von Peter Jenner übergingen; David Gilmour betrat die Bühne und eröffnete zusammen mit Nick Mason, Rick Wright, Jon Carin und Guy Pratt 'Astronomy Domine'. Der gesamte Bühnenhintergrund entpuppte sich als halbrunde Leinwand, die die Rolle von Mr. Screen übernahm. Blaue Wassertropfen überfluteten den Bühnenhintergrund und die Planeten zogen vorbei, die Bühne wurde von Spots gleichmäßig rot erleuchtet und grüne Laser streckten ihre Finger aus Licht in den Abendhimmel. Über dem Joe Robbie Stadium kreiste der Floyd-eigene Zeppelin, welcher ebenfalls mit Lasern ausgestattet war. Die seitlich an der Bühne angebrachten Laser wurden auf den Zeppelin fixiert, welcher seinerseits seine Laser auf die Bühne richtete. Als die Bühne nach knapp 4 Minuten von einem Abbild der Erde dominiert wurde, waren die Fans nicht mehr zu halten.
Zweiter Titel dieses Abends war 'Learning to Fly', ihm folgte mit 'What Do You Want From Me' der erste Titel des neuen Albums. Mit 'Take it Back' und 'Lost for Words' wurde weiteres neues Material vorgestellt, bis ein dunkler Synthesizersound das Stadion erbeben ließ und Daves Gitarre, von zwei oszillierenden Lasern begleitet, 'Sorrow' einleitete. Dies war der erste Song mit einem langen Instrumentalteil und Pink Floyd sprühten über vor Spielfreude, ganz im Gegensatz zur 'A Momentary Lapse of Reason'-Tournee. Es ging weiter mit 'A Great Day for Freedom', danach stimmten Pink Floyd auf der mit sich bewegenden Hieroglyphen übersäten Bühne 'Keep Talking' an. 'One of these Days' bildete den Abschluß der ersten Konzerthälfte und versetzte die Fans in Entzücken: Die Bühne erstrahlte in kräftigem Rot, welches von grellen weißen Spots durchbrochen wurde und erweckte den Eindruck, daß man am Eingang der Hölle stünde (wie ein Fan begeistert verlauten ließ), während des Mittelteils hinterließen Laser pulsierende Lichtkreise auf dem Bühnenhintergrund, bis Pink Floyd erneut einsetzten, die Lightshow tobte und die Rauchwolken von Explosionen am Bühnenrand in den Himmel stiegen, während zwei Schweine von den seitlichen Türmen herab ins Publikum glotzten. Der Schweine entledigte man sich in einer regelrecht genialen Art und Weise: die Vorderläufe der Schweine hingen im freien und man erweckte den Anschein, als wollten die Schweine ihrer engen Behausung entfliehen; am Ende von 'One of these Days' schafften sie es letztendlich und stürzten von den Türmen herab.
Die zweite Hälfte des Konzertes wurde von 'Shine On You Crazy Diamond' eingeleitet. Während 'Syd's Theme', dem ersten Teil des langen Liedes, wurde Mr. Screen langsam zur Mitte der Bühne hochgezogen. Das Timing war hier absolut exzellent, Mr. Screen hatte seine endgültige Position in jenem Augenblick erreicht, als Dave sein Gitarrenspiel begann und synchron hierzu wurde ein Film auf Mr. Screen projeziert. Der Film spielt auf Syd Barrett an; ein kleiner Junge läuft über eine Wiese und tritt durch eine Tür in eine Welt ein, die an die 60er Jahre angelehnt ist. Er wird zum Teil einer aufgedonnerten und kiffenden Gesellschaft, bis er schließlich in einen Pool springt, auf dessen Wasser eine Unmenge von Blumen treibt (diese Blumen sind im Booklet von "The Division Bell" bei dem Song 'A Great Day for Freedom' zu sehen). Er fällt durch eine psychedelische Fantasiewelt und endet letztendlich damit, daß er den Schmutz im Becken des Pools zusammenkehrt.
Der nächste Song war 'Breathe' von 'The Dark Side of the Moon', gefolgt von 'Time'. Der traditionelle Zeichentrickfilm mit den umherfliegenden Uhren wurde durch eine Computeranimation ersetzt, in welcher der Zuschauer in das Innere einer Uhr geführt wird. 'High Hopes' folgte, wiederum von einem Film begleitet. Dieser Film wurde im Sommer 1994 als Video ausgekoppelt. Danach leiteten die vertrauten Radiogeräusche 'Wish You Were Here' ein. Direkt im Anschluß folgte der nächste Höhepunkt, das Geräusch eines über den Köpfen des Publikums umherfliegenden Hubschraubers ertönte, zwei weiße Spots fokussierten von der Bühne aus exakt jenen Punkt, an welchem sich der Hubschrauber aufzuhalten schien. Ein kurzes Medley aus 'Another Brick in the Wall Part 1' und 'The Happiest Days of Our Lives' leitete 'Another Brick in the Wall Part 2' ein. 'The Great Gig in the Sky' und 'Us and Them' folgten, begleitet von den traditionellen Filmen. Für 'Money' wurde zur Eröffnung des Liedes ein neuer Film gedreht, in welcher die Landung eines Außerirdischen geschildert wird, begleitet von den Registrierkassen und weiteren Soundeffekten. Als Abschluß der zweiten Hälfte diente 'Comfortably Numb'. Hier übertrafen sich Pink Floyd bei ihrer Lightshow selbst um Lichjahre. Während seines berühmten Gitarrensolos erhob sich die Spiegelkugel klammheimlich aus dem Zelt, in welchem auch die Mischpulte untergebracht waren, in die Höhe. Die Zuschauer waren noch auf David Gilmour konzentriert, als man die Bühnenbeleuchtung abschaltete und stattdessen Scheinwerfer von den Seiten des Stadions die Spiegelkugel anstrahlten. Vor allem die Zuschauer in der vorderen Hälfte des Zuschauerraums wurden hierdurch überrascht, denn sie mußten sich erst umdrehen, um die Quelle der Tausenden von Lichtpunkte zu sehen, die das Stadion überströmten. Währenddessen wurde die Bühne vollständig eingenebelt und die Beleuchtung wieder teilweise aktiviert. Inmitten des Nebels begann sich Mr. Screen zu bewegen und kippte aus dem Nebel heraus, bis er horizontal über dem immer noch spielenden Dave zu liegen kam und ihn mit Lichtkaskaden überflutete. Letztendlich wurde die Spiegelkugel noch auseinandergeklappt.
Als erste Zugabe spielten sie 'Hey You', in welchem Jon Carin die Gesangsparts von Roger Waters übernahm. Zum Abschluß des Konzertes spielten sie 'Run Like Hell', wie gewohnt begleitet von Lasergewittern und abschließendem Feuerwerk.
Diese technische Tour de force war natürlich extremst kosten- und materialaufwendig. Der Auf- und Abbau der Bühne nahm mehrere Tage in Anspruch, weshalb insgesamt drei Bühnen benötigt wurden, damit genügend Konzerte gegeben werden konnten, um die Kosten wieder hereinzuholen. Jede der drei Konzertausstattungen brachte das Gewicht von 240 Tonnen auf die Waage, für den Flug über den Atlantik wurden 19 Jumbo Jets und knapp 200 Millionen Mark benötigt. Um das finanzielle Risiko einzuschränken und um nicht wiederum 2 Jahre auf Tournee gehen zu müssen, ließen sich Pink Floyd entgegen früherer Aussagen auf einen Sponsorvertrag mit der Firma Volkswagen über 23 Millionen Mark ein. Es war vorgesehen, knapp 100 Konzerte zwischen Anfang April und Ende Oktober 1994 zu absolvieren; David Gilmour sagte in einem Interview, der Vertrag mit VW sei nötig gewesen, um nicht noch weitere 100 Konzerte anhängen zu müssen, bis man endlich auch Geld verdient hätte. Zwecks Promotion der Konzerte in den USA und im Earl's Court in London ließen sich Pink Floyd natürlich wieder etwas einfallen, sie schickten hier einen Floyd-eigenen, von Storm Thorgerson entworfenen Zeppelin auf die Reise.
Als Musiker griffen Pink Floyd wieder auf die bewährte Besetzung von der 'A Momentary Lapse of Reason'-Tour zurück: Jon Carin unterstützte Rick Wright an den Keyboards, Gary Wallis malträtierte sein Schlagzeug (trat gegenüber der vorhergegangen Tournee sehr weit in den Hintergrund), Tim Renwick spielte die zweite Gitarre. Als Saxophonist konnte man eine Floyd-Legende gewinnen: Dick Parry, der Saxophonist auf 'The Dark Side of the Moon' und 'Wish You Were Here' gewesen war. Die Backgroundsängerin Durga McBroom ging hier mit Pink Floyd zum dritten Mal auf Tournee, begleitet wurde sie von Claudia Fontaine und der Gilmour-Entdeckung Sam Brown (Dave hatte ihr erfolgreiches Debütalbum 'Stop!' produziert).
Die US-Tournee dauerte bis Ende Juni 1994 an. Bei den letzten Konzerten spielten Pink Floyd manchmal ein geändertes Programm, einige Titel wie 'Astronomy Domine' und 'Hey You' entfielen, stattdessen wurde in der zweiten Hälfte des Konzerts 'The Dark Side of the Moon' vollständig und ohne Unterbrechung gespielt. Hier wurde bei 'On the Run' die Spitfire wieder eingesetzt, die über das Publikum flog und am Bühnenrand explodierte. Für 'Speak to Me', 'Brain Damage' und 'Eclipse' wurden ebenfalls neue Filme gedreht. Nachdem Pink Floyd Anfang Juli in Lissabon eingetroffen waren, spielten sie vorerst nur dieses Alternativprogramm; in San Sebastian sagte Nick Mason gegenüber einem Reporter von MTV, daß Titel wie 'Astronomy Domine' und 'Hey You' nicht kommerziell genug für den europäischen Markt seien. Während die Konzerte in den USA von eingefleischten Fans überschwemmt wären, sei das europäische Publikum von Leuten dominiert, die Lieder hören wollen, die sie kennen, und 'The Dark Side of the Moon' stünde nunmal in nahezu jedem Plattenschrank. Die europäischen Fans waren über diese Ankündigung bitter enttäuscht, denn 'Astronomy Domine' wollten sie sich nicht entgehen lassen. Pink Floyd änderten ihre Meinung letztendlich und spielten in Europa das gleiche Programm wie in den USA, der zweite Set mit 'Dark Side of the Moon' wurde nur in Städten aufgeführt, in denen mehr als ein Konzert stattfand.
Das wohl eindrucksvollste Konzert fand am 30. Juli in Chantilly, Paris statt. Es herrschte eine ausgesprochen entspannte Stimmung und jedermann konnte die Bühne hervorragend sehen, denn das Publikum saß während diesem Konzert auf dem Boden. Wer aufstand, wurde kurzerhand mit Plastikflaschen und Papier bombardiert. Dave führte mehrere Dialoge mit dem Publikum als sonst (einmal rief ein Fan in der ersten Reihe Dave ein lautes "Rick!" entgegen, Dave schüttelte den Kopf, zeigte auf Rick und sprach in gebrochenem Französisch "On y va, Rick" ins Mikrophon). Beim zweiten Konzert begann vor 'Comfortably Numb' ein Rudel Fußball-Fans damit, die Hymne ihres Vereins anzustimmen. Dave hörte eine Weile zu und spielte dann diese Melodie auf der Gitarre nach. Der Rest der Band setzte ein und man improvisierte etwa eine Minute lang auf diesem Thema, bis man zu 'Comfortably Numb' überging.
In Deutschland unternahm Dave einige Versuche in der deutschen Sprache. In Köln packte er nach 'Learning to Fly' einen Zettel aus und las die Worte "Ich weiß nicht, was ich sage, aber dieses heißt 'What Do You Want From Me'" ab. In Hockenheim brachte er diesen Satz ohne Spickzettel zustande und strahlte dabei wie ein Kind, welches ein Weihnachtsgeschenk auspackt. In Köln gab es jedoch anfangs einige Probleme; das Publikum hatte sich ungleichmäßig über das Stadion verteilt und ein Ansager trat kurz vor Beginn der Show auf die Bühne und dirigierte das Publikum auf die andere Seite, denn etliche Zuschauer hatten noch keinen Platz im Stadion gefunden. Ebenso hatte man Probleme mit dem Sound, die erst während 'Sorrow' gelöst wurden. Dave war bei diesem Konzert äußerst gut gelaunt, während 'Run Like Hell' ging er zu Rick hinüber, legte ihm den Arm um die Schulter und schäkerte mit ihm, bis er sich einen unvermittelten Kuß von Rick auf sein Kinn einfing.
In Hockenheim fiel während 'On the Turning Away' ein Keyboard von Rick aus und wurde noch während des Songs ersetzt; Durga McBroom war während dieses Konzerts sehenswert, bei 'Run Like Hell' ergab sie sich in einer Reihe von obszönen Posen, was die vordersten Zuschauer mit lautem Gejohle honorierten. Das Konzert bleibt bei vielen jedoch vorrangig wegen einer riesigen Marijhuanawolke im Gedächtnis, die etwa eine Stunde vor Konzertbeginn aus dem vorne stehenden Publikum aufstieg und langsam über den Zuschauerraum hinwegtrieb.
Das erste Konzert in Hannover am 16. August wäre beinahe ausgefallen, denn 15 Minuten vor Konzertbeginn wurde Bombenalarm ausgelöst. Bei diesem Konzert fielen aufmerksamen Zuschauer Mikrophone auf, die vor den Mischpulten angebracht waren - Pink Floyd nahmen 'One of these Days' für die B-Seite der Single von 'High Hopes' auf. Während 'Run like Hell' fielen Teile des Soundsystems aus. Am Tag darauf wurden die Hannoveraner Zeuge eines einmaligen Ereignisses: Bevor Pink Floyd für 'Astronomy Domine' auf die Bühne gingen, wurde mit einer Bandaufnahme von 'Cluster One' das Konzert eröffnet. Einige Fans waren kurz vorher während der Soundeffekte regelrecht ausgeflippt, als ein einzelnes PING! aus 'Echoes' zu hören war. Auslöser für eine hübsche Anekdote war das Wetter bei diesem Konzert. Es goß in Strömen, was die Fans jedoch nicht weiter störte. Während 'Breathe Reprise' sang Dave die Textzeile "When I come home colded and tired AND WET!". Dave hatte außerdem einen neuen Spickzettel erhalten und machte fast alle Ansagen in Deutsch, nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Verfasser ihn nicht erneut auf den Arm nehmen wollte und Textzeilen wie "Ich weis nicht, was ich sage" eingefügt hatte.
In Berlin gab es kurz vor Beginn des Konzertes noch technische Probleme, die den Beginn des Konzertes verzögerten. Aus diesem Grund wurde 'Us and Them' nicht gespielt. Während 'One of these Days' bekam Dave Durst und verschwand, um etwas zu drinken, während der Rest der Band spielend auf ihn wartete.
In Gelsenkirchen gaben Pink Floyd einen Extra-Gig, ursprünglich war hier kein Auftritt vorgesehen. Bei diesem letzten Konzert in Deutschland gaben Pink Floyd mit 'Poles Apart' ein weiteres nur sehr selten gespieltes Lied zum Besten (Anm.: Die seltenste Aufführung dieser Tour war übrigens "One Slip", welches nur bei einem einzigen Auftritt in den USA gespielt wurde).
In Gothenburg, Schweden, wurde das Konzert von einem heftigen Wolkenbruch überschattet ("Typisches englisches Wetter" kommentierte Dave). Für Dave, Guy Pratt und Tim Renwick wurden Regenschirme auf der Bühne aufgestellt. Dave war von diesem Schirm jedoch alles andere als begeistert ("Warum soll ich trocken sein, wenn da draußen den Leuten der Regen nichts ausmacht") und stieß ihn kurz nach Beginn des Konzerts während "Learning to Fly" von der Bühne. Beim Publikum erntete er Applaus, als er nach dem Song sagte, der Schirm sei einfach nicht schön genug gewesen. Der Regen nervte ihn trotzdem, was dafür sorgte, daß er sich während 'Take it Back' heftigst verspielte. Er entschuldigte sich danach deswegen beim Publikum und spielte dafür die wohl beste Version von 'Sorrow' auf dieser Tournee. Gary Wallis brach während 'High Hopes' der Stick, als er auf die Glocke schlug. Bei 'Run Like Hell' sorgte Dave für Heiterkeit im Publikum, als er während des Intros Bob Dylan's 'Rainy Day Woman' für knapp 30 Sekunden anspielte. Auch technische Probleme gab es wegen des Wetters in Massen, unter anderem lief der Projektor während 'Time' weiter und die Laser zu Beginn von 'Take it Back' ließen sich erst gegen Ende des Liedes wieder abschalten. Von diesem hörenswerten Konzert wäre beinahe ein RoIO auf DAT-Tape angefertigt worden, hätte man nicht die Batterien im Auto liegen lassen.
In Oslo, Norwegen spielten Pink Floyd zum einzigen Mal in Europa 'Marooned' anstelle von 'Hey You'. Begleitet wurde das Lied von einem Film, in dem Wale umherschwimmen - ein kleiner floyd'scher Kommentar zur damals umstrittenen Walfangpolitik Norwegens. Dies war das letzte Open Air-Konzert der Tournee; direkt im Anschluß gaben Pink Floyd 16 Konzerte im Earl's Court, London, die einzigen Hallenkonzerte überhaupt.
Im Earl's Court gab es einen unangenehmen Zwischenfall. Kurz nach Beginn eines Konzertes brach während 'Shine On You Crazy Diamond' eine Tribüne zusammen und die Zuschauer stürzten knapp zwischen 5 und 12 Meter in die Tiefe. Pink Floyd unterbrachen sofort ihren Auftritt und alle Spots der Bühne wurden auf die Trümmer gerichtet, um die Bergungsarbeiten zu erleichtern. Augenzeugen berichteten, sie hätten das laute Krachen erst für einen Soundeffekt gehalten, bis sie merkten, daß die Tribüne neben ihnen verschwunden war. Es gab insgesamt 30 Verletzte. Am 17. Oktober wurde dieses Konzert wiederholt.
Das Konzert vom 20. Oktober wurde im deutschen Fernsehsender Premiere live übertragen. Pink Floyd spielten 'The Dark Side of the Moon'. Eine editierte Version (Dave hatte sich zu Beginn von 'Shine On You Crazy Diamond' etwas verspielt) wurde am 1. November in den USA als Pay-per-view ausgestrahlt.
Das Abschlußkonzert fand am 29. Oktober 1994 statt. Anläßlich dieses Konzertes wurden die beiden Metallköpfe vom "Division Bell"-Cover an der Earl's Court Street aufgestellt. Pink Floyd machten keinen Hehl daraus, daß ihnen die Tournee wahnsinnig gut gefallen hatte und ihnen der vorübergehende Abschied vom Publikum schwerfiel. Dave schien am sentimentalsten zu sein, er lief oft Gefahr, den Faden zu verlieren und schaffte es manchmal gerade noch, Fehler zu übetünchen. Sam Brown versagte die Stimme während 'The Great Gig in the Sky'. Während 'Wish You Were Here' erschienen die Mädchen auf der Bühne, ausgestattet mit Wischmop, Kopftüchern und Zigarette im Mundwinkel, und begannen zu putzen. Dave schien hiervon recht überrascht zu sein, denn es fiel ihm schwer, vor Lachen zu singen. Am Ende des Konzertes tröstete Dave die Besucher mit den Worten, dass Pink Floyd bald wieder auf der Bühne stehen würden.
Bei der Tournee gab es auch wieder zwei Details, die bei jedem Konzert zur Geltung kamen. Guy Pratt sang während "Run Like Hell" in der Textzeile "We're gonna send you back to mother in a card-bound box" anstelle des Wortes "mother" generell den Namen des Austragungsortes des jeweiligen Konzertes. In Europa wurde schon während der Tournee von 1977 wurde ein Countdown der noch zu spielenden Konzerte abgehalten - allerdings wurde die jeweilige Zahl nicht in Waters-Manier hinausgeschrien, sondern nach dem Ende der Konzerte, als die Zuschauer das Konzertgelände verließen, kaum sichtbar auf Mr. Screen eingeblendet. Diese Zahl repräsentierte hierbei jedoch nicht die komplette Anzahl der ausstehenden Auftritte, sondern lediglich die Anzahl der Auftritte bis zum ersten Gig im Earl's Court, London.
Durch 'The Division Bell' wurden Pink Floyd zu den Spitzenreitern in der Liste der Großverdiener; insgesamt erwirtschafteten Pink Floyd Music Ltd. im Jahr 1994 einen Gewinn von 84 Millionen Dollar.
- (c) 1993-2000 Ralf Ramge -