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Kapitel 1 - The Embryo

'All this love is all I am, a ball is all I am.
I'm so new compared to you and I am very small.
Warm glow, moon gloom, always need a little more room.
Waiting here, it seems like years,
Never seen the light of day.

All around I hear strange sounds come gurgling in my ears.
Red the light and dark the night I feel my dawn is near.
Warm glow, moon gloom, always need a little more room.
Whisperlow, hear I go, I will see the sunshine shine.'

Pink Floyd gelten als die kommerziell erfolgreichste und vor allem richtungsweisendste Musikgruppe der europäischen Pop-Musik. Es gibt heute kaum eine Musikrichtung der Pop-Musik, die nicht von Pink Floyd beeinflußt worden ist oder sie den Grundstein dafür legten; sei es der Wave der frühen 80er Jahre mit seinem Aushängeschild 'The Cure', seien es die frühen Epen eines Mike Oldfield, die Avantgarde-Musik einer Kate Bush, die Synthesizerkaskaden eines Jean Michel Jarre, die grellen Feedbacks von Sonic Youth oder des früh verstorbenen Jimi Hendrix und viele andere mehr, man hört noch heute so manches, welches Pink Floyd erstmals benutzten oder in der Zusammenarbeit mit der Band seinen Ursprung hat. Noch heute sind Pink Floyd tonangebend, wenn es um akustische oder visuelle Perfektion bei Konzertauftritten geht; die Band, die als erste in Europa eine Lightshow benutzte, setzt noch immer Maßstäbe.
Auch kommerziell gelten sie seit 1994 als die erfolgreichste Band aller Zeiten; ihre laufende Tour bricht alle Rekorde, 'Dark Side Of The Moon' befand sich über 800 Wochen in den US-Charts, 'The Wall' ist das meistverkaufte Doppelalbum überhaupt, 'Ummagumma' wird von etlichen Kritikern als das richtungsweisendste Werk der britischen Pop-Musik bezeichnet, ihr Album 'The Division Bell' ist das erste, von welchem innerhalb eines halben Jahres nach der Erstveröffentlichung alleine in den USA über 4 Millionen Exemplare über den Ladentisch gingen.
Doch neben der Band Pink Floyd gibt es auch noch den Mythos Pink Floyd. Kaum eine andere Band schaffte es, derart auf Distanz zu seinem Publikum zu bleiben. Auf der Bühne treten die Musiker kaum in Erscheinung, schirmen ihr Privatleben nahezu lückenlos ab und verursachten nicht einen Skandal. Die Presse verdient an Pink Floyd sozusagen kein Geld. Aber gerade das Beseitigen dieses Mythos ist das vorderste Anliegen dieses Referates.

In Pink Floyd spiegelt sich der Wandel der Zeit wie in kaum einer anderen Musikgruppe. Die Art ihrer Musik änderte sich dauernd (ohne sich jedoch dem Mainstream anzuschließen), in den 70er Jahren wäre man nie auf die Idee gekommen, daß ein neu erschienenes Album von Pink Floyd stammen könnte, hätte man nicht vorher auf das Cover gesehen. Auch die Besetzung der Gruppe war vielen Änderungen unterworfen; so spielen heute nur noch zwei Musiker in der Band, die zu den Gründungsmitgliedern gehören und nur ein einziger ist auf allen Pink Floyd Alben vertreten. Interessant ist bei der Geschichte der Band vor allem, daß jener Musiker, der Pink Floyd die Karriere überhaupt erst ermöglichte, schon vor der Veröffentlichung des zweiten Albums die Gruppe verließ: Syd Barrett.

Der wirkliche Name von Syd lautet Roger Keith Barrett. Er wurde am 6. Januar 1946 in Cambridge, England geboren. Er wuchs in dem Cambridger Stadtviertel Cherry Hinton auf; ein von roten Ziegelsteinbauten optisch dominierter Vorort, der noch heute berühmt für seine Folkfestivals ist. Syd lebte dort mit seinen Eltern in der Hill Road auf, verbrachte eine wohlbehütete und sorgenfreie Kindheit. Er trieb wahnsinnig viel Sport und ging bei jeder sich ergebenden Gelegenheit mit Freunden zelten, war ein sehr guter Schüler und bei jedermann beliebt - also ziemlich genau das, was sich werdende Eltern normalerweise unter einem guten Sohn vorstellen, bis sie meistens eines anderen belehrt werden. Syd hatte in seiner Jugend keinerlei Schwächen, dafür aber eine schon früh erkennbare Stärke: Die Kunst. Allem voran die Malerei (zu der er später wieder zurückkehren sollte) und das Theater - er war regelrecht süchtig danach, auf der Bühne zu stehen. Es ist eigentlich absolut unvorstellbar, daß sich aus diesem Musterknaben ein legendärer Prophet der Psychedelik entwickeln würde. Das ganze Leben in Syds Familie war äußerst harmonisch. Das Klischee der musikalischen Familienabende war in der Familie Barrett Realität; Syds Vater war ein totaler Klassik-Fan, was dazu führte, daß sich die Familie oft um den Steinway-Flügel versammelte um zu musizieren.
Auch Syd interessierte sich schon sehr früh für Musik und diese Leidenschaft wurde von seinem Vater aktiv gefördert. Schon im zarten Jünglingsalter bekam er zu einem seiner Geburtstage eine Ukulele geschenkt. Als Syd 11 Jahre alt war, kaufte sein Vater ihm ein Banjo. Ein Jahr später überredete Syd seine Eltern dazu, ihm eine ziemlich billige Gitarre zu kaufen. Er saß oft mit Freunden zusammen, die schon ein bißchen spielen konnten und brachte sich den Rest mit Hilfe von Lehrbüchern bei.
Im Alter von 12 Jahren wechselte Syd auf die Cambridge High School für Knaben. An der gleichen Schule war auch ein gewisser Roger Waters, allerdings zwei Klassen über ihm. Kurz nach dem Schulbeginn starb jedoch Syds Vater und zerstörte das Weltbild seines Sohnes, der den Tod seines Vaters nicht verkraftete. Roger Waters sagte später, daß dies der erste Stein in Syds Mauer gewesen sei.
Im Alter von 15 Jahren hatte Syd genug Geld zusammengespart, um sich eine gebrauchte elektrische Gitarre leisten zu können. Den notwendigen Verstärker bastelte er sich selbst zusammen und begann wie ein Verrückter auf der Gitarre zu spielen - sehr zum Verdruß seiner Mutter, die für derartige Höhenflüge nicht mehr so viel Verständnis aufbringen konnte. Syd schloß sich daraufhin auch seiner ersten Musikgruppe an: Geoff Mott And The Mottoes.
Die Mitglieder von 'Geoff Mott And The Mottoes' waren neben Syd noch Nobby Clarke (ebenfalls Gitarrist), Clive Welham an den Drums und Bassist Tony Smith. Als Frontmann und Sänger agierte der Namensgeber Geoff Motlow. Als Proberaum benutzten sie ein Zimmer im großräumigen Heim der Barretts; Mrs. Barrett ertrug die Proben wohlwollend, wahrscheinlich um Syd über den Tod seines Vaters hinwegzutrösten. Das Repertoire von 'Geoff Mott And The Mottoes' bestand ausnahmslos aus dem Material der aktuellen Hitparaden, von Chuck Berry bis hin zum seichten Singsang eines Cliff Richard. Roger Waters kam oft zu den Proben, allerdings war er zum damaligen Zeitpunkt in keinster Weise daran interessiert, selbst Musik zu machen.
Der wohl wichtigste Auftritt von 'Geoff Mott And The Mottoes' war ein Benefizkonzert für die Anti-Atomwaffen-Bewegung in Cambridge. Kurz danach trennten sich die Bandmitglieder; Motlow wechselte zu 'The Ramblers' und hatte als erstes Jungtalent aus Cambridge einen Plattenvertrag, aus dem jedoch nur eine einzige LP hervorging. Syd spielte kurz den Bass in einer Gruppe namens 'The Hollering Blues', zog sich jedoch bald aus dem Bandleben zurück und begann statt dessen, selbst zu komponieren; sein erstes Lied nannte er 'The Effervescing Elephant'. Damals war er 16 Jahre alt.

Bei einer Party lernte er einen anderen musikbegeisterten Jungen kennen, der auf den Tag genau 2 Monate jünger als Syd war und oft mit ihm zusammen Gitarre spielte: David Gilmour. Dave und er besuchten späterhin zusammen das Cambridge College of Arts and Technology, an welchem sie mit einer musikalischen Ausbildung begannen. Während dieser Zeit brachte Dave Syd das Gitarrespielen erst richtig bei; Dave hatte schon damals ein Echo-Gerät und experimentierte gerade mit der Slide-Technik, was Syd sehr beeindruckte. Aber auch dem Haschisch waren beide nicht abgeneigt. Nach einiger Zeit begannen die beiden, als Straßenmusiker aufzutreten; einmal verschlug sie in den Ferien bis nach Frankreich.
Nach der Zeit auf der Hochschule trennten sich ihre Wege. Syd zog nach London, wo er sich in Highgate eine Wohnung mit seinem Jugendfreund Roger Waters teilte. Und in jener Zeit begann Roger, sich für die Musik zu interessieren, Syd und er komponierten sogar zusammen. In einem Interview sagte Syd einige Jahre später: "Ich kann mich nicht erinnern, daß wir musikalisch große Probleme hatten, außer vielleicht, daß die Art und Weise, wie wir spielten, nicht halb so beeindruckend war, wie sie uns erschien - nicht so wirkungsvoll, wie sie hätte sein können."

Roger Waters, der am 9. September 1944 in Great Bookham, Cambridge geboren wurde, studierte Architektur am Regent Street Polytechnikum. Seine Kindheit war nicht so harmonisch wie jene von Syd; sein Vater, Eric Fletcher Waters, war im Krieg gefallen, kurz nachdem Roger geboren wurde. Waters starb 1944 bei dem unsinnigen Versuch der Alliierten, bei Anzio in Italien einen deutschen Brückenkopf zu erobern. Bei diesem Angriff wurden insgesamt 40.000 englische Soldaten getötet. Roger betrauerte seinen Vater Zeit seines Lebens; in vielen seiner Werke drückt er diese Trauer aus. Roger war sehr sensibel, aber auch äußerst kritisch, er saugte die negativen Erfahrungen seiner Kindheit förmlich auf.
Hobbys hatte Roger keine, er war sehr verschlossen und ein Einzelgänger. Am liebsten hörte er den ganzen Tag die amerikanischen Radiosender an. 1967 bezeichnete er das Radio in einem Interview als das erste Objekt, zu welchem er eine Beziehung aufbaute.
Roger galt als äußerst hochnäsig. Seine Mutter schickte ihn zu einer Ausbildung zum Marinekadetten, allerdings machte er sich dort derart unbeliebt, daß er nach einer Schlägerei das Handtuch warf und sich der Anti-Atomwaffen-Bewegung CND (Campaign for Nuclear Disarmament) anschloß und 'Geoff Mott And The Mottoes' ihren wichtigsten Auftritt verschaffte. Bei einem Treffen der CND hatte er auch zusammen mit Syd seinen ersten Auftritt.
Seine Wohnung in London teilte Roger wie schon erwähnt mit Syd Barrett und einem jungen Mitstudenten und Musiker namens Bob Close. Interessant ist, wer die Vormieter dieser Wohnung waren: Richard William Wright und Nicholas Berkeley Mason. Diese beiden waren ebenfalls Studenten am Regent Street Polytechnikum und Roger traf die beiden häufig.

Richard Wright wurde am 28. Juli 1945 in London geboren. Ursprünglich hatte er die Haberdashers Prep School besucht, eine private Vorbereitungsschule für die Hochschule, was darauf schließen läßt, daß seine Eltern recht wohlhabend waren. Sein Studienberater empfahl ihm, Architektur zu studieren, und da Rick sich für nichts anderes als Musik interessierte, nahm er diesen Vorschlag ernst und landete so am Polytechnikum. Seine große Leidenschaft war der Jazz.

Nick Masons Familie war im wahrsten Sinne des Wortes reich. Geboren am 27. Januar 1945 in Birmingham, wuchs er in einer riesigen Villa (Downshire Hill 16, Hampstead, London) auf. Sein Vater war ein anerkannter Arzt und Autor von medizinischer Fachliteratur und interessierte sich leidenschaftlich für Autos und den Motorsport. Autos wurden von ihm (und auch von Nick) gesammelt; die Auffahrt des Hauses war regelrecht verstopft von Aston Martins. Im Alter von 21 Jahren nannte Nick zwei Luxuskarossen sein eigen: Einen Lotus Elan und einen Aston Martin International.
Nick besuchte eine exklusive Internatsschule, die Frensham Heights. Er lernte dort das Spielen von Klavier und Geige, gab diese beiden Instrumente jedoch schnell auf, um sich dem Schlagzeug zu widmen. Nach seinem Collegeabschluß beschloß auch er, Architektur zu studieren und kam so in das Polytechnikum, wo er sich mit Rick Wright eine Wohnung teilte. 1967 ging er vorzeitig vom Polytechnikum ab, um "ein Jahr oder so nur Musik zu machen und um dann das Studium zu beenden". Zu einer Weiterführung des Studiums kam es dann aber nicht mehr.

David Gilmour ging einen völlig anderen Weg. Nachdem Syd nach London gegangen war, schloß er sich der neuen Band des Ex-Mottoes-Drummers Clive Welham, Joker's Wild. Diese Band baute auf vielstimmigen Gesang und spielte vor allem Material der Beach Boys. Dave war der Leadsänger, denn er schaffte es als einziger, ein Solo auf der Gitarre zu spielen während er sang. Er spielte die Gitarre nahezu perfekt, kaum ein Griff ging daneben, sein Timing war hervorragend. Dave war eine regelrechte Einheit mit der Gitarre, was sich auch heute bei seinen Auftritten bemerkbar macht: Es ist faszinierend zu sehen, wie er ein mehrminütiges Solo spielt und dabei mit den anderen Musikern spricht. 1984 sagte er, er müsse sich die Musik nur vorstellen, die Finger würden seine Gedanken automatisch in Töne umsetzen.
Joker's Wild wurden 1963 zu einer der vielversprechendsten Nachwuchs-Combos in Cambridge. Sie hatten haufenweise Auftritte, spielten in Kasernen und in Clubs (gegen Bezahlung). 1964 wurde Davids Ehrgeiz geweckt; er wollte mit Joker's Wild an die Spitze der Popmusik vorstoßen. Nach mehreren Auftritten in London nahmen sie eine Platte auf, eine der ominösen Scheiben, die nur einseitig bespielt waren. Mehrere Hundert Stück wurden gepreßt und an Freunde und Bekannte verteilt. Wer es heute schafft, irgendwo eines dieser Exemplare zu ergattern, sollte sich schleunigst einen Tresor anschaffen; der Sammlerwert liegt im Moment bei etwa 700 Pfund. Die Musik auf dieser LP ist nicht sonderlich berauschend, es handelt sich ausschließlich um Coverversionen von Chuck Berry, den Beach Boys und anderen Idolen der damaligen Zeit.
Eine dieser Platten landete auf dem Schreibtisch des Produzenten Jonathan King, der in der Plattenfirma Decca involviert war. 1967 nahmen Joker's Wild in den Londoner Regent Sound Studios eine Single auf (A-Seite: "You Don't Know What I Know", B-Seite: "That's How Strong My Love Is"). Gleich nach den Aufnahmen tingelten Joker's Wild einige Zeit über den Kontinent. Doch noch vor der Veröffentlichung ihrer Single gelangte eine Kopie der Single zu einem Londoner Piratensender, die natürlich prompt die Originalversion von "You Don't Know What I Know" (die Originalinterpreten waren Sam & Dave) entdeckten und diese so lange spielten, bis sie als Single erschien und Joker's Wild das Geschäft gewaltig versaute. Dies war das Ende der Band, Dave hatte die Nase gestrichen voll. Heute ist er überzeugt, daß Joker's Wild zu dem geworden wären, was Pink Floyd mit ihm wurden, wenn er sich nicht von der Band getrennt hätte.

Während Dave mit Joker's Wild seine ersten wichtigen Banderfahrungen sammelte, gründeten Waters, Mason und Wright ihre erste Band und gaben ihr den Namen 'Sigma 6'. Als Instrumente benutzten sie eine Leadgitarre (Roger), Rhythmusgitarre (Rick) und Drums (Nick); alles Instrumente, die sie nicht sonderlich beherrschten. Roger hatte insgesamt sagenhafte zwei Unterrichtsstunden für die Gitarre genossen - kurz nach Beginn seiner musikalischen Ausbildung entwickelte einen regelrechten Hass auf das Üben der Tonleiter und wurde nie mehr in der Musikschule gesehen. Rick hatte ihn jedoch mit seinem Desinteresse dem Studium gegenüber angesteckt. Roger sagt heute "Das Studium selbst hat mich nicht mehr im geringsten interessiert. Die Architektur ist in diesem Land ohnehin nichts anderes als ein einziger Kompromiß, und darum hat mir das alles mit der Zeit mächtig gestunken. So fingen wir alle an, unsere gesamten Stipendien für Musikinstrumente auszugeben. Ich erinnere mich daran, daß ich einmal einem Bankmanager in der Great Portland Street oder der Great Titchfield Street damit drohte, daß ich irgendwann wahnsinnig reich sein würde; ich wollte mir damals einen Zehner leihen."
Sigma 6 war eine saubere Mittelstandsgruppe, die über ein Repertoire von etwa 80 Titeln im Rolling Stones-Stil verfügte. Weitere Mitglieder der Band waren Clive Metcalf (Bass), Juliette Gale (Gesang) und Keith Noble (Gesang). Sie hatten sogar einen Manager, einen ehemaligen Poly-Studenten namens Ken Chapman. Er ließ sogar Visitenkarten für die Band drucken, die die Aufschrift "SIGMA 6 - verfügbar für Clubs und Parties" trugen.

Ken Chapman führte sich jedoch nach den ersten Gigs weniger als Manager denn als Macher auf. Er begann, der Band sein eigenes Material aufzudrücken, "So in der Art von 'Have You Seen A Morning Rose ?' zur Musik eines Tschaikovsky-Präludiums oder was ähnlichem - es war nahezu alles von Tschaikowsky geklaut." erinnert sich Roger Waters. Aber die Musiker übten die Songs von Ken Chapman fleißig ein - denn Chapman kannte den Produzenten Gerry Bron, dem er das Songmaterial oft vorspielte. Und jedesmal, wenn Ken bei Gerry zu Besuch war, hofften Nick und Roger im Stillen, daß sie entdeckt werden würden. Aber Gerry Bron interessierte sich in keinster Weise für Sigma 6 (er produzierte später unter anderem Uriah Heep).
Als Nick und Roger einsahen, daß aus dem Plattenvertrag nichts werden würde, trennten sich Sigma 6 von Ken Chapman und wechselten in den folgenden Wochen sehr oft ihren Namen. Zunächst nannten sie sich 'The T-Set', kurz darauf 'The Meggadeaths' (Rogers Lieblingsname, wie er einmal erwähnte), dann 'Architectural Abdabs', anschließend 'The Screaming Abdabs' und letztendlich nur noch 'Abdabs' (wobei sie die letzten drei Namen auch untereinander abwechselten).

1965 wurden sie unter dem Namen 'Architectural Abdabs' erstmals in einem Artikel erwähnt, erschienen im Regent Street Poly Magazine. Die oberste Hälfte der Seite beinhaltet eine Fotografie von Roger, Nick, Rick und Keith Noble, die untere Hälfte beinhaltet folgenden Bericht:
'Eine aufstrebende Gruppe hier am Poly nennt sich 'The Abdabs' und hofft, mit Rhythm'n'Blues bekannt zu werden. Beim Großteil der Musiker handelt es sich um Architekturstudenten. Ihre Namen sind: Nick Mason (Drums), Rick Wright (Rhythmusgitarre), Clive Metcalf (Bass), Roger Waters (Leadgitarre) und schließlich Keith Noble und Juliette Gale (beide Gesang). Warum musste es gerade Rhythm'n'Blues sein? Roger Waters antwortet als erster: "Es ist einfacher, sich im Bluesstil rhythmisch auszudrücken. Sowas muß nicht geübt werden, sondern man braucht nur ein grundlegendes Gefühl dafür." "Ich spiele diesen Stil gerne, weil er musikalisch interessanter ist", sagt Clive. Ich nehme an, er wollte es mit dem Rock vergleichen. Was ist denn überhaupt der Unterschied zwischen diesen beiden Richtungen? Roger hat hierzu eine feste Meinung: "Rock ist ganz einfach Beat ohne Gefühl, auch wenn der Rhythm'n'Blues zugegebenermaßen dem frühen Rock die Basis lieferte." Sie sind übrigens auch begeisterte Jazz-Anhänger. Gibt es da Gemeinsamkeiten, frage ich. Keith bejaht: "Der Blues ist einfach eine primitive Form des Jazz".'

Waters war mittlerweile bei Nick eingezogen. Sie lernten kurz darauf mit zwei andere Studenten kennen, mit denen sie dann eine neue Band gründeten und 'The Abdabs' endgültig auflösten. Der eine dieser beiden Neulinge war Bob Close, der andere Syd Barrett.
Clive Metcalf und Keith Noble verschwanden von der Bildfläche. Rick heiratete kurz nach der Auflösung der Abdabs die Sängerin Juliette Gale (und ist übrigens noch heute mit ihr zusammen). Als Roger zum ersten Mal Syd zu ihm mitschleppte, war Rick begeistert. Syd war absolut 'hip', hatte sogar schon LSD probiert. Rick stieg prompt mit in die Band ein. Syd brachte die Abwechslung, Bob konnte als einziger sein Instrument wirklich spielen.

Roger erinnerte sich etwa 20 später in einem Interview, welches er dem anerkannten Pink Floyd - Fachmann Miles gab, an die damaligen Geschehnisse: "Dann kamen diese zwei Typen in die Stadt, die ich aus Cambridge kannte - Syd Barrett und Bob Close, ein Gitarrist. Bob trat zwei Jahre nach mir ins Poly ein und Syd besuchte die Camberwell Art School. Sie zogen zu Nick und mir in unsere Wohnung in Highgate; Rick hatte bis zu seiner Heirat auch dort gelebt. Als Bob bei uns einstieg, hatten wir endlich mal jemanden, der ein Instrument richtig spielen konnte. Damals begann auch die ganze Umbesetzerei im instrumentalen Bereich. Ich wurde von der Leadgitarre zur Rhythmusgitarre und letztendlich an den Bass abgeschoben. Die ganze Zeit über hatte ich eine entsetzliche Angst, als Drummer zu enden."

Eines Morgens kam Syd mit einem Namen für die neue Band an. Seinen eigenen Worten zufolge war ihm ein Name in einer Vision (also einem LSD-Trip) erschienen. Dieser Name war der Name eines Musikalbums zweier Bluespoeten, die er vergötterte: Pink Anderson und Floyd Council. Der Name der einzigen LP von Anderson und Council, die er besaß, sollte zum Namen der neuen Band werden: THE PINK FLOYD SOUND

- (c) 1993-2000 Ralf Ramge -